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Samstag, 20. Juli 2013

The Grandmaster


Yi dai zong shi
Hongkong 2013
Regie: Wong Kar-Wai
Darsteller: Tony Leung Chiu Wai, Ziyi Zhang, Chen Chang u.a.


Kampf ist Ästhetik. Ästhetik ist Stimmung. Stimmung ist Kino. Wong Kar-Wai tränkt den Kung-Fu-Film in seine gewohnte Melancholie und schafft damit ein Werk über den Kampf als Kultur, nicht als Vernichtungstechnik. Was nicht bedeuten soll, dass es keine Scherben gibt: Selten standen sich gebrochene Knochen und inszenatorische Sinnlichkeit so nahe. Aber das Ziel, so scheint es, liegt im Bewahren. Die kurzen Weisheiten zwischendurch definieren die Standpunkte, die stillen Augenblicke die Gefühle hinter den Figuren. Dass die Geschichte oftmals bruchstückartig verläuft, bedeutet nicht, wie manche annehmen mögen, dass die emotionale Ebene leidet - man muss sie nur schneller greifen. Die Zeitlupen mögen dem helfen. The Grandmaster verweigert sich zumeist einer klassischen Biographiestruktur, trägt vielmehr einzelne Stimmungen und Situationen zu einem Gesamterlebnis zusammen, welches man, wie bei Wong Kar-Wai zu erwarten wäre, mitfühlen sollte. (Die tollen Darsteller tun alles, um diesen Zugang zu erleichtern) Und das Auge isst bekanntlich mit, in diesem Falle gibt es für dieses einen wahren Festschmaus. Ein wenig erinnert die Inszenierung der Action (deren Schönheit man kaum mit dem Begriff beschmutzen möchte) in ihrer Zerstückelung in Einzelbewegungen fast an Snyders Man of Steel, was eine gewisse Ironie birgt - aber vielleicht habe ich da auch um die falsche Ecke gedacht (eher: wahrgenommen). 

Als Ip Man und Gong Er miteinander (nicht gegeneinander!) kämpfen, hält die Zeit einmal kurz an, wenn sie in einem Seitwärtssalto mit ihren Lippen ganz nah an den seinen vorbeischwebt. Man könnte meinen, die beiden lächeln, als sie sich in diesem Moment ansehen. Vielleicht tun sie es auch die ganze Zeit. Kampf kann auch Liebe bedeuten. Na wenn man das nicht von dem Regisseur erwartet hätte. 

8