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Freitag, 14. Dezember 2012

Anna Karenina


Anna Karenina
Großbritannien 2012
Regie: Joe Wright
Darsteller: Keira Knightley, Aaron Taylor-Johnson, Jude Law, Matthew Macfayden u.a.

Im Anfang opulentes, prächtiges Theater, so inszeniert und eingeübt wie die darin porträtierte Gesellschaft: Schöne Kleider, bunte Feste, schneller Szenenwechsel, eine Komposition des schönen Lebens. So reißt der Film seinen Zuschauer in seine beinahe märchengleiche Welt, wo die Kamera schwungvoll von Szenerie zu Szenerie, von Dekoration zu Dekoration gleitet, während sich die Welt mit den Schritten der Protagonisten entfaltet. Nur das pechschwarze Gesicht eines Arbeiters lässt vermuten, was hinter den Kulissen passieren mag - und ein blutiger Unfall zeigt, dass das Stück doch im Leben stattfindet. Dann macht sich Anna auf eine schmerzhafte Reise, wenn das Spot(t)licht der Gesellschaft ihr den Weg in die Finsternis und die Verzweiflung weist. Irgendwann wirkt der Film quälend langsam, quälend zerrissen und man sehnt sich nach dem Elan des Anfangs. Aber das ist kein Schwachpunkt, sondern nur die logische Konsequenz: Am Ende sind wir aus der Bühnenillusion eines Lebens in dessen Off angekommen - ein Weg aus der Überinszenierung in die Realität, gleich dem Wege Annas. Somit ist Anna Karenina nicht bloß ein sehr schön, sondern auch ein sehr intelligent inszeniertes Werk. Und nachdem der Zug des Lebens den Traum überholt hat, erscheint eine mögliche Erlösung in den goldfarbenen ländlichen Feldern, wo man das Leben lebt, anstatt es zu spielen - ganz im Sinne Tolstois. Die tolle Besetzung tut ihr Übriges für den Kinogenuss: Knightley passt bereits optisch perfekt in das Liebesmärtyrium, Law überzeugt mit gequälter Beherrschung und Macfayden ist vielleicht der beste Russe, den ein Nichtrusse jemals gespielt hat. 

7

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