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Freitag, 7. Februar 2014

Der Hobbit: Smaugs Einöde


The Hobbit: The Desolation of Smaug
USA 2013
Regie: Peter Jackson
Darsteller: Martin Freeman, Ian McKellen, Benedict Cumberbatch, Richard Armitage, Orlando Bloom, Lee Pace, Evangeline Lilly, Aidan Turner

Der lange Weg des Peter Jackson: Von skurril-verspielten (und äußerst blutigen) Grotesken hin zur epischsten und ernstesten Fantasyerzählung, die das Kino jemals gesehen hatte. Nun scheint es, als würde eine gewisse Nostalgie den Regisseur befallen - ist der Boden der Bodenständigkeit doch ein hartes Pflaster? Warum nicht einfach den visuellen Realismus auf eine neue Stufe bringen - das Kino von heute ist 48-mal Wahrheit und Lüge in der Sekunde*. Das war schon während der ersten Revisite von Mittelerde leicht verwirrend, wenn Riesen aus Stein und Fels sich so nahe wie die Real-RTLer in einem überfüllten Bus anfühlten, aber erst in Smaugs Einöde werden die teuflischen Ausmaße von HFR 3D wirklich erkennbar: Das ist nicht mehr ein hyperrealer Fantasyfilm, dass ist ein hyperrealer Fantasyanimationsfilm! Die Physik von diesem Film folgt nämlich gar keinen Gesetzen mehr, höchstens noch denen des Zeichentrickfilms oder eines Videospiels: Hier kann Legolas mit der Sprungpräzision eines italienischen Klempners über einen reißenden Fluss speedrunnen und Headshots verteilen, als würde er über ein Anvisiersystem verfügen, hier schmelzen drölfzig Tonnen Gold schneller als ein Plastikbecher auf einer heißen Herdplatte, hier rennen Orks über klapprige Dächer mit der Lautstärke eines schlafenden Schmetterlings. Und wenn wir schon den Feind nicht besiegen können, dann färben wir ihn golden! Vielleicht schämt er sich dann von selbst zu Tode. Das alles so vor der Nase und gefühlt echt, dass man teils gar nicht mehr wissen will, wie Filme ein paar Dekaden weiter aussehen könnten. Und trotz allem, der Ton bleibt düster, manchmal todernst und dann präsentiert der Film in der Schwärze Saurons das greifbarste ungreifbare Böse, was jemals hätte visuell eingefangen werden können. Nein, das ist definitiv nicht der neue Herr der Ringe, aber nein, das ist kein Grund zur Trauer. Mittelerde lebt weiter und möchte feiern, wie es sich für das Jahrzehnt gehört. Leider? Leider geil.
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*Grüße an Godard und Fassbinder.

- Ja, ich bin ein Fan von HFR 3D, es fühlt sich nicht unbedingt gesund an, aber welche Immersion!
- Noch einmal: Saurons Auge war hier optisch mit das Beste, was ich je (im Kino) erblicken durfte. (siehe auch Zeile drüber)
Weiterschauen: Die Abenteuer von Tim und Struppi (Spielberg; bin gerade mal sehr auf Jacksons Fortsetzung davon gespannt)

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