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Sonntag, 30. September 2012

Prometheus


Prometheus
USA 2012
Regie: Ridley Scott
Darsteller: Noomi Rapace, Michael Fassbender, Charlize Theron, Idris Elba, Guy Pearce

Die Wertung gilt vor allem dem Kinoerlebnis Prometheus und dem äußerst gelungenen 3D-Einsatz: Gewöhnt man sich in den meisten Fällen schnell an den Effekt, schafft es Scott bei seinem letzten Werk, diesen stets präsent zu halten. Die teure Spielerei macht die Erdspalten enger, den Staub dichter, das Metall kälter und die Hologramme futuristischer - womit Prometheus zum in meiner Erfahrung besten 3D-Blockbuster und dem besten 3D-Film seit Pina aufsteigt. Das ist mir durchaus einen Bonuspunkt wert.

Der Film selbst ist ein riskantes Manöver und sein Scheitern bei einem großen Teil der Zuschauer liegt quasi im Konzept begründet. Inhaltlich möchte Scott eine religiöse Parabel aufbauen, genretechnisch einen spannenden Horrorfilm abliefern - und die Klischees des letzteren hätten auch in einem reinen Genrewerk für viel Murren gesorgt. Für den ein oder anderen Gruseleffekt oder aus Mangel an konsistenteren Drehbuchideen werden hier mal physische, mal psychische Absurditäten aneinandergereiht, welche mir (diesmal als sehr gebanntem Zuschauer) im Erlebnis nicht auffielen, aber hinterher doch arg zum Kopfschütteln verleiten. Spannend und stellenweise schmerzhaft intensiv ist der Film dennoch und nicht zuletzt dank der Figur des Androiden David streift die Atmosphäre wunderbar ungreifbare Ecken (welche hoffentlich im Sequel klarer umrissen werden).

Inhaltlich ist Prometheus durchaus ein Wagnis und ich wage zu behaupten, dass es auch seine Thematik ist, welche neben den Plotlöchern für Missgunst der Zuschauer gesorgt hat. Als Idee von Schöpfung, welche aus Selbstopferung entsteht, als Erzählung von Egoismus, welcher diese Idee kontaminiert, sie in Zerstörung umkehrt, ist der Film womöglich überambitioniert, zumindestens in meinen Augen aber sehr interessant. Hinter der Fassade eines Science-Fiction-Horrortrips geraten Ideen und Ideale aneinander, die ewige Frage, woher wir kommen und was unsere Bestimmung ist (man verzeihe mir den leicht pathetischen Ausdruck), wirkt zwischen mysteriösem Schleim und außerirdischen Kreaturen gewiss verwirrend, aber auch erfrischend. Manch ein Alien-Fan mag sich über fehlende Phallussymbole beschweren, aber Scotts Ideen bewegen sich nun auf einem anderen Terrain, etwas ungeschickt, aber gerade fürs zumeist atheistische Blockbusterkino beinahe mutig. Dass vieles auf das Sequel verschoben wird, ist ärgerlich und motivierend zugleich und eine finale Aussage über die Umsetzung des Themas möchte ich mir bis zur Sichtung dieses doch verkneifen. Mag sein, dass der zweite Teil versagt (das Konzept dürfte riskant bleiben), aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

Als Alien-Prequel betrachtet möchte man Scott ein kleines Augenzwinkern nicht abstreiten, wenn Prometheus endlich einen kleine Brücke zum Kultfranchise schlägt. Und ganz so fern der sexuellen Ängste ist diese Brücke nicht, bedenkt man die intendierte Lesart (kein wirklicher Spoiler: Der Ursprung vom Alien liegt tatsächlich im Menschen selbst). Das Versprechen, welches der Trailer machte (ergo: Ein großer, brutaler Horrorblockbuster), kann Prometheus durchaus einlösen, sieht man über die Logikschlenker hinweg - inhaltlich erfüllt er sogar mehr, bringt man etwas Interpretationslust mit. Man mag nun warten, ob der zweite Teil dieses inhaltliche Versprechen halten kann. Bisher bin ich zufrieden und sehr gespannt.


7

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