The Girl with the Dragon Tattoo
USA 2011
Regie: David Fincher
Darsteller: Daniel Craig, Rooney Mara, Christopher Plummer, Stellan Skarsgård u.a.
Das größte Problem von Verblendung liegt - für mich, der weder die 
Buchvorlage noch die erste Verfilmung kennt - tatsächlich im großen 
Namen des Regisseurs. Nein, man braucht sich um dessen 
Inszenierungskunst (weiterhin) keine Sorgen machen: Wo aus dem Drehbuch 
physische und psychische Wucht herauszuholen ist, geschieht dies auch, 
und es gibt eine Szene, die in ihrer übelkeitserregenden Verzweiflung 
gar Richtung Noé zu schielen scheint. Fincher weiß, wie man den 
Zuschauermagen erreicht, und er lässt kaum eine Gelegenheit dazu aus, 
was Verblendung zu einem mitreißenden Krimithriller-Erlebnis macht, 
welches überraschend oft das brutale Versprechen des (grandiosen) 
Vorspanns erfüllt und dessen Einbindung in den Film berechtigt. 
Doch was man mit dem Namen Fincher letzten Endes doch nicht ganz 
vereinen kann, ist das Drehbuch. Es ist spannend, es ist gut 
konstruiert, es ist auch - wie bereits erwähnt - öfters wirklich heftig,
 aber im Endeffekt beinhaltet es zu viele Zugeständnisse an den 
Zuschauer - selbst wenn diese manch einmal brutaler ausfallen als manch 
eine "böse" Szene in anderen Filmen. Doch den emotionalen - oder 
intelektuellen - Schlag ins Gesicht sucht man hier vergebens und wer bei
 "Fincher" immer noch hauptsächlich an Sieben und Fight Club denkt, 
wird (mal wieder) nicht um eine mittelschwere Enttäuschung herumkommen. 
Das ist sicherlich Kritik auf einem hohen Niveau und definitiv keine 
Kritik am Regisseur für seine Arbeit (eher für seine Drehbuchwahl), aber
 es verhindert im Gesamtkontext ein besseres Urteil als "gut". Was 
natürlich nicht heißt, das von einer Sichtung abzuraten ist: Verblendung ist toll besetzt, durchgehend spannend und bietet eine 
interessante Story, welche zwar leider nicht so abgründig ist, wie sie 
gerne wäre (wie es schon in 1984 hieß: "Ich verstehe das Wie, aber 
nicht das Warum!"), aber bis zum Ende mitzureißen weiß. Wobei es für die
 letzte Szene wirklich etwas auf die Finger geben sollte. Ansonsten 
heißt es: Nicht mehr und nicht weniger als ein guter Film. Was weniger 
ist als das, was Fincher uns einst zu bieten vermochte, aber für einen 
geselligen Kinoabend auf jeden Fall mindestens ausreicht. 


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