The Adventures of Tintin
USA 2011
Regie: Steven Spielberg
Darsteller/Sprecher: Jamie Bell, Andy Serkis, Daniel Craig u.a.
Eins vorweg: Mit den Comics und der Zeichentrickserie kenne ich mich
gar nicht aus, meine Bewertung ist also frei von allen möglichen
Fanerwartungen. Ich erinnere mich allerdings, dass ich früher (noch in
Russland) mal die ersten Folge der/einer Zeichentrickserie von Tim und
Struppi gesehen habe, in der es um irgendetwas mit Konservendosen mit
Krabben ging, und zwar mehr als nur einmal. Ich meine, ich fand sie ganz
toll, habe aber - warum auch immer - keine andere Folge jemals gesehen.
Schade. Aber jetzt habe ich zumindestens durch diesen Film ein wenig zu
der Geschichte gefunden.
Technisch ist das Ganze selbstverständlich perfekt, keine Frage.
Einer dieser Filme, die mich darüber jubeln lassen, dass ich vor knapp
einem Jahr nicht zu geizig gewesen bin, einen Hunderter mehr für ein
Laptop mit Blu-Ray-Laufwerk ausgegeben zu haben. Das Geheimnis der
Einhorn ist oftmals pure Bildgewalt, es gibt dem Genre entsprechend
detailreiche Städte westlicher wie nahöstlicher Bauart, unendlich
scheinende Wüsten und Ozeane und gerne auch beeindruckende
Flammeninfernos zu bewundern, stets mit Action, welche positiv
formuliert supermegaübertriebengeil ist und negativ formuliert ein wenig
die Story erstickt. Manch einmal habe ich mir gewünscht, über die
Aufnahmefähigkeit eines Supercomputers zu verfügen und die
entsprechenden Szenen in Ultrazeitlupe zu betrachten, um das Ausmaß des
inszenierten Chaos halbwegs wahrnehmen zu können. Das ist alles herrlich
überwältigend, aber für mich blieben bei der riesigen Show die
Teilnehmer etwas zu fern, was die Nachwirkung leider schmälert.
Ich fühlte mich ein wenig an Rango erinnert, muss ich zugeben:
Beide Animationsfilme widmen sich mit viel Vergnügen einem im heutigen
Kino eher vergessenem Genre (Western und Abenteuerfilm) und zelebrieren
und übertreiben die typischen Motive und auch Klischees dieser mit viel
Slapstick (den ich in beiden Fällen gut fand) und doch genug
Ernsthaftigkeit (beide Filme sind für eine FSK 6 recht brutal), dass ich
teils nur vor Vergnügen quietschen kann. Wenn Das Geheimnis der
Einhorn auch nicht ganz die wilde Verwegenheit der
Chamäleon-Westerngroteske erreichen kann, so reiht auch er sich in die
Reihe der Filme ein, welche klassische Motive aus der Vergangenheit in
eine hochmoderne Optik verpacken und zumindestens mir so einige
herzhafte Lacher entlocken können (und ich lache eigentlich eher selten
bei Filmen).
Ein wenig fehlt es dem Film leider an Nachhall. Vielleicht ist das
bei Tim und Struppi-Fans anders (wobei sich diese auch in zwei Lager
zu spalten scheinen), aber so sehr ich auch eine angedeutete Fortsetzung
sehen möchte, so wenig schwirrt der Film in meinem Kopf herum. Das ist
etwas schade, aber als reines Erlebnis mit Nostalgiefaktor funktioniert
das Werk prächtig, vor allem auch weil man den Machern ihre eigene
Freude an dem Film ansieht, so grenzenlos übertrieben und
fröhlich-bombastisch ist er in seinen besten Momenten. Zudem liefert
Daniel Craig einen ganz tollen Job beim Vertonen des Bösewichtes ab und
sorgt damit für den nötigen Schwarzstrich in dem überbunten Reigen.
Tolle Unterhaltung mit wahnwitziger Action, die ich unbedingt mal bei
einem Filmabend zeigen muss.
7
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