Oldboy
Südkorea 2003
Regie: Park Chan-wook
Darsteller: Choi Min-sik, Ji-tae Ju, Hye-jeong Kang u.a.
Das Beeindruckendste an Oldboy ist letzten Endes nicht seine Art
der suggestiven und dennoch mehr als schmerzvollen Gewaltdarstellung,
nicht die schauspielerische Glanzleistung von Choi Min-Sik und nicht
einmal seine zwischen Frustration und Ekstase schwankende Story. Die
wahre Essenz dieses Films liegt für mich in der konsequenten Vermeidung
des Nicht-Erinnerungswürdigen: Park Chan-Wook schafft es tatsächlich,
jeden einzelnen Moment zu etwas Großem zu stilisieren, egal, wie bekannt
einem dessen Grundstruktur erscheinen mag - und so wird aus einer
Kampfszene eine einzigartige One-Shot-Wutchoreographie, so wird aus
jedem Dialog eine Zitatschlacht, so wird aus jeder wortlosen Einstellung
entweder ein Ultrakurzmusikclip erster Güte oder ein Kunstwerk zum
Ausschneiden und An-die-Wand-hängen. Dass Oldboy es dabei dennoch
schafft, zu keinem Zeitpunkt Style-over-Content zu sein, sondern dem
Zuschauer durchgehend psychische Extremen, große Dramatik und subtile
Hinweise auf Themen wie Medienabhängigkeit, Manipulation, Überwachung
oder sozialen Niedergang zu vermitteln weiß, ist ein beinahe noch
größeres Kunstwerk als die Inszenierung selbst. Und der schmerzvollste
Twist ist nicht der eigentliche, sondern der finale Fade-Out, welcher
die allerletzten Sekunden dafür nutzt, auf all die vorhergehenden
Magenschläge einen Stich ins Herz draufzusetzen.
Ein postmodernes Überwerk, Genre "Lieblingsfilm". Mehr geht kaum.
10
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